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Eyehategod – In the Name of Suffering

Eyehategod - In the Name of Suffering

Cover der Original - MC von 1992

Wenn jemals eine History of Sludge geschrieben werden sollte, verdienen Eyehategod ein eigenes Kapitel. Ein umfangreiches.

1992, mitten in der aufkeimenden Grunge – Epedemie, erblickte ein Bastard aus Doom, Hardcore und Noise das Licht der Welt: In the Name of Suffering.

Rewind 1992: Metal als ganzes wird totgesagt, mal wieder. Diesmal sieht es allerdings so aus als wenn die Kassandra – Rufer recht haben. Ein kleiner Aussenposten in Fort Worth, Texas hält zwar die Fahne hoch. Die Allgemeinheit feiert die ehemaligen Bay Area Helden Metallica und deren Black Album über Gebühr. Das Thema der frühen Neunziger ist aber Seattle, denn in Seattle ist man traurig. Mag am Regen liegen, auf jeden Fall entwickeln sich junge, traurige Menschen und ihre Musik zum Hauptexportschlager der Hafenstadt. Dabei etabliert sich mit Subpop ein Label dessen Bands Geschichte schreiben und zum Vorreiter der Holzfällerhemden – Fraktion werden soll: Nirvana, Pearl Jam, Sonic Youth. Nirvana und Co. und natürlich als Aushängeschild, Kurt Cobain, waren perfekte angepasste Angry Young Men, selten wurde Zerstörung und Selbstzerstörung so schön von MTV eingefangen.

In diese schöne neue Hochglanzwelt platzten Eyehategod. EHG waren hässlich, laut, dilettantisch, sehr weit von Hochglanz und MTV entfernt und vor allem authentisch. Wurden die Unbillen der Welt in Seattle beweint, feierte man in New Orleans den Untergang und versuchte ihn zu beschleunigen.

Zehn Songs – 35:03 Minuten als Soundtrack zum Untergang.

Mit einer Rückkopplung und einem kleinen Basslauf läuteten Eyehategod mit Depress eins der maßgebendsten Alben und die Gründung des Sludge ein. In 4:58 Minuten verdichten sich bereits alle Eyehategod Trademarks zu einem Wutklumpen, der noch heute seines gleichen sucht: Wummernder Bass, grenzdebiles Kreischen, Uptempo Parts und schleppende Versatzstücke, die sich langsam aber um so mächtiger in die Gehörgänge fräsen. Ähnlich effektiv geht es mit Man Is Too Ignorant weiter. Der kürzeste Song des Albums begeistert mit einem tonnenschweren Riff, dass live alles und jeden zerstört.

Wer die ersten 18 Minuten von In the Name of Suffering überlebt hat, sieht sich dem Doppelschlag Godsong und Children of God gegenüber. Ersterer, mit Sprachsamples und dezenten Rückkopplungen angereichert, nur etwas für den Sludge Gourmet, bevor Children of God mit sehr selektivem Bass und Schlagzeugeinsatz endgültig nur verbrannte Erde hinterlässt. Zähflüssiger Schlamm tropft aus den Boxen, während die Abgründe der Menschheit jenseits des Blues betrachtet werden. Umso effektiver durch vereinzelt eingestreute minimalmelödiöse Parts.

Hostility Dose und Hit a Girl runden das Meisterwerk In the Name of Suffering ab. Konfrontiert man einen ungeübten Hörer mit dieser 35 minütigen Abfahrt sieht man im Auge des Gegenübers meist nur Unverständnis aufblitzen. Zeigt sich jedoch dies gewisse Flackern der Erkenntnis hat man einen Freund für´s Leben gefunden.

Übrigens legte Century Media In the Name… 2006 neu auf, erweitert um vier Songs des Demos Lack of Almost Everything neu auf. Da diese sich auch auf dem Live – Album 10 Years of Abuse (and still broke) finden, kein notwendiger Kauf.

Tracklist:

Depress – 4:58
Man Is Too Ignorant to Exist – 2:37
Shinobi – 5:15
Pigs – 2:59
Run it Into the Ground – 3:10
Godsong – 2:44
Children of God – 3:10
Left to Starve – 3:09
Hostility Dose – 2:43
Hit a Girl – 4:18