Crowbar – Sever the Wicked Hand
Sechs Jahre hat es gedauert bis der Beard of Doom, Mr. Kirk Windstein sein ursprüngliches Betätigungsfeld Crowbar reaktivierte. Untätig war der gute natürlich nicht: Ausgiebige Touren mit Down und Studiotermine mit Kingdom of Sorrow standen im Kalender des Südstaatlers.
Bevor ich in das eigentliche Review einsteige, kann ich beruhigen. Ich denke nicht nur mir schwante Übles als bekannt wurde dass Zeuss Sever the Wicked Hand produzieren sollte. Die beiden Kingdom of Sorrow Scheiben ballerten zwar ordentlich, aber gerade der Gitarren – Sound dem Zeuss frönt sagt mir doch gar nicht zu.
Auf Sever the Wicked Hand scheint der Doom – Gott persönlich eingeschritten zu sein, Crowbar klingen so frisch wie Anfang der Neunziger und der Sound im Allgemeinen und die Gitarren im Besonderen tönen angenehm organisch und analog aus den Boxen.
Doch was nutzt alle technische Perfektion, wenn die Songs nicht stimmen? Der Vorgänger Lifesblood for the Downtrodden konnte bei mir den Test of Time nicht bestehen, zwar ein gutartiges Album, aber ohne Songs die wirklich dauerhaft hängen bleiben. Die lange Zeit zwischen den Alben tat ihr übriges und ich hatte nicht all zu große Erwartungen an Sever the Wicked Hand.
Ich armer Ungläubiger!
Crowbar sind zurück, stärker als jemals zuvor. Man merkt Herrn Windstein die zwanzigjährige Erfahrung an, er weiß wie Crowbar zu klingen haben und hat abgeliefert. Vielleicht hat der Alkoholentzug Windstein inspiriert, vielleicht die beste Labelsituation seit langer Zeit, Sever the Wicked Hand ist eine Abrissbirne vor dem Herrn!
Der Opener Isolation (Desperation) beginnt mit einer dieser besonderen Melodien wie sie nur Crowbar aus dem Ärmel schütteln, leicht melancholisch, melodiös und gleichzeitig weiß man, dass in den nächsten Sekunden eine Walze feinsten Sludge über einen hereinbrechen wird. Der Titletrack Sever the Wicked Hand erinnert stark an die ersten beiden Crowbar Alben, ein straighter Song und Rückbesinnung an Großtaten wie All I Had.
Das erste Highlight der an Höhepunkten nicht armen Scheibe ist Liquid Sky and Cold Black Earth. Melodisch und langsam braucht der Song gut drei Minuten um auf volle Betriebstemperatur zu kommen und entwickelt sich stetig Richtung Riff – Monster in December´s Spawn Tradition. Let Me Mourn dürfte der Crowbar Song mit der besten Gesangsleistung des Herrn W. Aus NoLa sein, beeindruckend dass der Mann neben Wutausbrüchen auch eine zerbrechlichere Seite so authentisch auf Band verewigen kann.
Im krassen Kontrast hierzu steht das vorab veröffentlichten The Cemetary Angels. Tommy Buckley darf das Gaspedal etwas lupfen und zeigen was er bei Soilent gelernt hat. Live dürfte der Song mit einem fiesen Break ab Mitte des Songs für einige ausgerenkte Nackenwirbel sorgen.
As I Become One hat es in der Masse der herausragenden Songs wirklich schwer zu glänzen. Ganz bestimmt kein Filler, aber „nur“ ein guter Crowbar Song der auf Lifesblood mit Sicherheit zu einem der Hits gehört hätte.
Tiefenentspannt wird es mit A Farewell to Misery, cleane Gitarren und choraler Gesang leiten über zu dem mächtigen Protector of the Shrine. Ein flotter Song mit dezenten Blasts aufgelockert, wie man sie so von Crowbar seit langer langer Zeit nicht gehört hat. Mit I Only Deal in Truth könnte man das musikalische Schaffen von Kirk Windstein überschreiben. Authentisch und gerade heraus, wie man ihn kennt dröhnt der Song aus den Boxen.
Gerade bei Protector of the Shrine und I Only Deal in Truth möchte ich nochmals Abbitte für alle eventuellen Bedenken, die ich im Vorfeld ob des Sounds hatte, leisten. So müssen Crowbar – Gitarren klingen und sollten eigentlich alle Gitarren klingen, ich neige andächtig mein Haupt.
Echo an Eternity zeigt Crowbar zu ihrer besten Stunde. Alles was man sich von einem Crowbar Song wünscht findet sich gebündelt in 5:01 Minuten. Gefühlvoller Gesang, eine Gitarrenwand die immer wieder von Melodienversatzstücken durchbrochen wird. Absolutes Album Highlight. Cleanse Me, Heal Me müsste danach eigentlich komplett abfallen, doch Crowbar stellen Echo an Eternity einen abwechslungsreichen Song zwischen Wut und Hoffnung gegenüber, der einen direkten Vergleich unmöglich macht.
Den Rausschmeißer auf Sever the Wicked Hand macht Symbiosis und, gefangen in meiner eigenen Metapher, fegen Crowbar wirklich komplett aus. Die Doom Walze schafft das Kunststück wirklich übermäßig heavy und schwer und gleichzeitig durchaus positiv zu klingen.
Um sich einem Fazit anzunähern, Sever the Wicked Hand gehört in jede Sammlung, mehrmals. Auch wenn man als Crowbar Die Hard öfters die Faust in der Tasche geballt hat, wenn wieder eine Down Tour angekündigt wurde und nichts von einem Crowbar Album zu hören war, die Pause hat dem Quartett aus Louisiana, allen voran Meister Windstein, hörbar gut getan. Schon beim schreiben der Crowbar Historie für den Bandindex ist mir aufgefallen, wie nahtlos sich Sever the Wicked Hand in die Großtaten der Band einfügt. Alles, was man an Crowbar lieben muss findet sich als Destillat auf der jüngsten Veröffentlichung und sollte Fans jeder Schaffensperiode restlos begeistern.
Line Up:
Kirk Windstein – Gesang, Gitarre
Mathew Brunson – Gitarre
Pat Bruder – Bass
Tommy Buckley – Drums
Spielzeit: 52:10 Minuten
Label: E1 Music/ Housecore (Amerika), Century Media (Europa)